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Probiotika

Die besten Freunde Ihres Immunsystems

Die besten Freunde Ihres Immunsystems

Die Einstellung zu Bakterien hat sich gewandelt: nicht alle machen krank, manche machen uns sogar gesünder. Probiotika sind lebende Mikroorganismen mit positiven Eigenschaften und ein fester Bestandteil vieler traditioneller Lebensmittel. Sie unterstützen die Darmflora und können dabei helfen, das körperliche Gleichgewicht wiederherzustellen. Doch welchen Einfluss haben diese „guten Bakterien” auf Ihr Wohlbefinden?

Was sind Probiotika?

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die potenziell gesundheitsfördernde Wirkungen entfalten können, wenn sie in ausreichender Menge aufgenommen werden. Sie tragen zur Stabilisierung des mikrobiellen Gleichgewichts im Darm bei. Dieses komplexe Ökosystem aus Billionen von Bakterien ist vor allem im Dickdarm, aber auch im Dünndarm angesiedelt.

Probiotika sind keine homogene Gruppe, sondern setzen sich aus verschiedenen Bakterienstämmen mit teils sehr unterschiedlichen Eigenschaften zusammen. Besonders bekannt sind Vertreter der Gattungen Lactobacillus und Bifidobacterium, die auch natürlicherweise im menschlichen Verdauungstrakt vorkommen. Sie sind beispielsweise in fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Kefir oder Sauerkraut enthalten, aber auch in probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln oder Arzneimitteln.

Damit ein Mikroorganismus als Probiotikum gilt, muss er bestimmte Kriterien erfüllen: er muss die Magen-Darm-Passage überstehen, sich im Darm vermehren können, nachweislich gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen, stabile genetische Eigenschaften aufweisen und Substanzen bilden können, die das Wachstum schädlicher Keime hemmen.

Bereits bei der Geburt wird der Grundstein für die individuelle Darmflora gelegt. Neugeborene erhalten über den Geburtskanal oder später über die Muttermilch erste probiotische Keime. Diese unterstützen den Aufbau einer gesunden Darmbesiedlung. Die frühen Mikroben leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Immunsystems und zur Besiedlung des Darms mit nützlichen Bakterien.

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  • Das Mikrobiom im menschlichen Darm besteht aus etwa 100 Billionen Mikroorganismen, die sich auf über 1’000 Arten verteilen.
  • Rund 99 Prozent der Darmmikroben befinden sich im Dickdarm, wo sie ihre Hauptwirkung entfalten.
  • In den Industrieländern leidet etwa jeder Fünfte unter Reizdarmsymptomen. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen. Die Beschwerden beginnen meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr und können über lange Zeit bestehen bleiben.
  • Damit ein Nahrungsergänzungsmittel eine probiotische Wirkung erzielen kann, müssen darin ca. 10 Millionen lebende Mikroorganismen pro Gramm enthalten sein.
  • Postbiotika bestehen aus abgetöteten Mikroorganismen und ihren Stoffwechselprodukten. Ihnen wird nachgesagt, die Darmbarriere zu stärken, die Immunabwehr zu unterstützen und den Fettstoffwechsel positiv zu beeinflussen.

Wie wirken Probiotika im Körper?

Probiotika entfalten ihre Wirkung auf mehreren miteinander verknüpften Ebenen. Voraussetzung dafür ist, dass sie den Magen-Darm-Trakt unversehrt passieren und in aktiver Form den Dickdarm erreichen. Dort nehmen sie gezielt Einfluss auf das mikrobielle Gleichgewicht.

Zunächst fördern Probiotika die Ansiedlung nützlicher Darmbakterien und hemmen gleichzeitig schädliche Keime, indem sie deren Lebensbedingungen verschlechtern. So senken sie durch die Bildung organischer Säuren den pH-Wert im Darm und schaffen ein Umfeld, das pathogenen Mikroorganismen das Wachstum erschwert. Zusätzlich bilden sie antimikrobielle Substanzen, die gezielt gegen unerwünschte Erreger gerichtet sind. Darüber hinaus unterstützen Probiotika die Schutzfunktion der Darmschleimhaut. Eine intakte Barriere verhindert, dass Schadstoffe oder unverdaute Nahrungsbestandteile in den Blutkreislauf gelangen und dort Entzündungsprozesse auslösen. Diese Barrierefunktion spielt eine bedeutende Rolle bei chronischen Entzündungen und Unverträglichkeiten.

Ein weiterer zentraler Effekt betrifft das Immunsystem, dessen Hauptanteil im Darm lokalisiert ist. Probiotika wirken hier regulierend, indem sie bestimmte Immunzellen aktivieren und gleichzeitig übermässige Abwehrreaktionen dämpfen. So wird die Abwehrkraft gestärkt, ohne dass es zu einer Überreizung kommt. Auch für die Verdauung bringen Probiotika viele Vorteile: sie fördern den Abbau schwer verdaulicher Nahrungsbestandteile, regen die körpereigene Vitaminproduktion (z. B. B12, Folsäure, Vitamin K) an und liefern durch kurzkettige Fettsäuren Energie für die Darmzellen. Zudem unterstützen sie eine gesunde Darmbewegung.

Ein besonders spannender Bereich ist die Verbindung zwischen Darm und Gehirn. Über die sogenannte Darm-Hirn-Achse beeinflussen probiotische Bakterien das zentrale Nervensystem. Durch die Beteiligung an der Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin können sie das emotionale Gleichgewicht positiv beeinflussen und stressbedingte Symptome mildern. Einzelne Stämme wurden sogar mit besserer Stimmung und weniger Angst in Verbindung gebracht.

Nicht zuletzt können Probiotika auch das Hautbild und den Stoffwechsel verbessern. Indem sie das Mikrobiom stabilisieren, die Verdauung optimieren und Hungergefühl regulieren, wirken sie entzündungshemmend – was sich auch positiv auf Haut und Gewicht auswirken kann.

Helfen Probiotika beim Reizdarmsyndrom?

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und medizinische Leitlinien weisen darauf hin, dass bestimmte Probiotika zur Linderung des Reizdarmsyndroms (RDS) beitragen können. Dabei zielt die Anwendung nicht nur auf die Reduzierung belastender Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen oder Stuhlunregelmässigkeiten ab, sondern auch auf die gezielte Stärkung der Darmbarriere und die Regulierung entzündlicher Prozesse im Verdauungstrakt.

Besonders betont wird die Bedeutung von sogenannten Multispezies-Präparaten, also Kombinationen verschiedener probiotischer Bakterienstämme. Diese haben sich in Studien häufig als wirksamer als Einzelstämme erwiesen. Je nach Beschwerdebild können unterschiedliche Bakterienkulturen gezielt eingesetzt werden, um beispielsweise Schmerzen zu lindern, Verstopfung zu lösen oder die Darmtätigkeit bei Durchfall zu normalisieren.

Auch das mukosale Immunsystem, also das Immunsystem der Darmschleimhaut, ist Gegenstand aktueller Forschungen. Bestimmte probiotische Mischungen scheinen es gezielt zu stärken, indem sie die Bildung entzündungshemmender Substanzen fördern und stressbedingte Reizungen dämpfen. Positive Nebeneffekte wie eine ausgeglichene Serotonin- und Melatoninproduktion können zudem das allgemeine Wohlbefinden steigern.

Woher beziehen Sie heute hauptsächlich Ihre Probiotika?

fermentierte Lebensmittel
probiotische Getränke
Nahrungsergänzungsmittel
andere
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Probiotika und Präbiotika: Was ist der Unterschied?

Probiotika und Präbiotika erfüllen unterschiedliche, sich jedoch ergänzende Funktionen im Hinblick auf die Gesundheit des Darms. Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die gezielt zur Besiedelung des Darms mit gesundheitsfördernden Bakterien beitragen. Präbiotika sind dagegen spezielle unverdauliche Ballaststoffe, die als Nahrung für diese nützlichen Bakterien dienen.

Probiotische Mikroorganismen wie Laktobazillen oder Bifidobakterien sind in fermentierten Lebensmitteln oder speziellen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Sie sollen sich im Darm ansiedeln und dort positiv auf das Mikrobiom auswirken. Präbiotika wie Inulin oder Oligosaccharide gelangen hingegen unverdaut in den Dickdarm und fördern dort das Wachstum bereits vorhandener nützlicher Keime.

Kurz gesagt liefern Probiotika die „guten” Bakterien und Präbiotika deren bevorzugte Energiequelle. Beide zusammen – oft in Form von sogenannten Synbiotika kombiniert – können dabei helfen, die Balance der Darmflora zu stärken.

Helfen Probiotika gegen Allergien?

Allergien sind weit verbreitet, doch klassische Therapien zeigen oft nur begrenzte Wirkung. In der Forschung rücken deshalb Probiotika zunehmend in den Fokus. Bestimmte Stämme, wie Lactobacillus paracasei LP-33, konnten in Studien vielversprechende Ergebnisse liefern. Vor allem bei Heuschnupfen wurde bei regelmässiger Einnahme eine deutliche Minderung der Beschwerden festgestellt, sowohl bei der alleinigen Einnahme als auch in Kombination mit dem Antihistaminikum Loratadin.

Die positive Wirkung wird unter anderem auf den Einfluss der probiotischen Mikroorganismen auf das Immunsystem zurückgeführt. Diese können übermässige Reaktionen auf harmlose Umweltstoffe abschwächen und so Symptome wie Rhinitis oder Hautreizungen lindern. Fachleute empfehlen, etwa eine Woche vor Beginn der Pollensaison mit der Einnahme eines passenden Präparats zu beginnen. Auch während Schwangerschaft und Stillzeit wird die Anwendung bestimmter Probiotika zunehmend als unterstützende Massnahme geprüft.

Probiotika gegen Mundgeruch: wirksam oder nicht?

Probiotika rücken zunehmend als potenzielle Ergänzung zur Behandlung von Mundgeruch in den Fokus, insbesondere aufgrund ihrer Wirkung auf die Mundflora. Studien zeigen, dass bestimmte Stämme wie Lactobacillus reuteri, L. salivarius, Streptococcus salivarius oder Weissella cibaria dazu beitragen können, die Konzentration von schwefelhaltigen Verbindungen mit unangenehmem Geruch im Atem kurzfristig zu senken. Dieser Effekt scheint auf einer Veränderung des mikrobiellen Gleichgewichts im Mund zu beruhen.

Allerdings bleibt der Nutzen bislang begrenzt. Zwar liess sich der Geruch in mehreren Untersuchungen messbar verringern, eine dauerhafte Lösung der Hauptursachen wie Zungenbelag oder Plaque konnte jedoch nicht erreicht werden. Die bisherige Studienlage reicht daher noch nicht aus, um Probiotika als alleinige Massnahme bei Halitosis zu empfehlen. Sie könnten jedoch als ergänzender Ansatz betrachtet werden, insbesondere nach einer professionellen Zahnreinigung und bei konsequenter Mundhygiene.

Wie Sie von Probiotika profitieren können: wirksame Tipps

  • Achten Sie beim Kauf probiotischer Lebensmittel darauf, dass diese nicht pasteurisiert wurden, da durch das Erhitzen die enthaltenen Mikroorganismen abgetötet werden. Wählen Sie beispielsweise milchsauer vergorenes Sauerkraut aus dem Bioladen statt Sauerkraut aus dem Glas aus dem Supermarkt.
  • Integrieren Sie fermentierte Produkte wie Kimchi, Miso oder Tempeh in Ihre Ernährung, um von den enthaltenen probiotischen Kulturen zu profitieren. Dabei können Sie auch auf internationale Rezepte zurückgreifen.
  • Eine gesunde Alternative zu Softdrinks sind probiotische Getränke wie Kombucha, Wasserkefir, Kefir, Kwas oder Bio-Naturjoghurt.
  • Nehmen Sie Probiotika idealerweise morgens auf nüchternen Magen mit lauwarmem Wasser ein, um die Passage durch den Magen zu beschleunigen und die Überlebensrate der Bakterien zu erhöhen.
  • Wenn Sie gleichzeitig Antibiotika einnehmen, sollten Sie Probiotika immer mit einem zeitlichen Abstand von zwei bis drei Stunden einnehmen, um ihre Wirkung nicht zu beeinträchtigen.
  • Wenn Sie an Laktoseintoleranz leiden, verwenden Sie laktosefreien Joghurt oder fermentierte Pflanzenalternativen wie Soja- oder Kokosjoghurt, da diese ebenfalls Milchsäurebakterien enthalten.
  • Ergänzen Sie Ihre Ernährung ausserdem gezielt mit präbiotischen Ballaststoffen wie Pektin, Inulin oder Beta-Glukanen, um die Lebensbedingungen der Probiotika im Darm zu verbessern. Gute Quellen hierfür sind beispielsweise Äpfel, Haferkleie oder Topinambur.
  • Kaufen Sie probiotische Käseprodukte wie unpasteurisierten Bergkäse oder Parmesan, denn bei lang gereiftem Käse steigt die Zahl der Milchsäurebakterien im Laufe der Lagerung.
  • Bei chronischen Erkrankungen oder einer geschwächten Immunabwehr sollten Sie vor der Einnahme von Probiotika unbedingt einen Arzt konsultieren, da in seltenen Fällen eine bakterielle Translokation mit systemischen Infektionen auftreten kann.
  • Nutzen Sie Probiotika gezielt zur Regeneration Ihrer Darmflora nach einer Antibiotika-Therapie, idealerweise über einen Zeitraum von mehreren Wochen. So können Sie das Risiko antibiotikabedingter Durchfälle senken.
  • Wenn Sie fermentierte Produkte nicht vertragen, können Sie stattdessen probiotische Lutschtabletten oder Tropfen verwenden. Diese sind oft besser verdaulich und lassen sich gezielter dosieren.
  • Halten Sie sich dabei stets an die Verzehrempfehlung des Herstellers. Denn zu hohe Dosierungen können, insbesondere bei eingeschränkter Darmmotilität oder bei der Einnahme von Magensäureblockern, zu Nebenwirkungen führen.

Probiotika sind eine natürliche Möglichkeit, um den Körper im Gleichgewicht zu halten. Ihre positive Wirkung entfalten sie vor allem bei regelmässiger Einnahme und einem gesunden Lebensstil.