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Ohrenschmerzen

Der Schmerz, den niemand hören kann

Der Schmerz, den niemand hören kann

Plötzlich sticht, zieht oder pocht es – und das Ohr meldet sich schmerzhaft zu Wort. Oft beginnt es ganz harmlos, doch manchmal steckt mehr dahinter, als man denkt. Zwischen harmlosen Auslösern und ernsthaften Infektionen ist die Grenze oft schwer zu erkennen. Doch woran erkennt man, ob hinter den Ohrenschmerzen etwas Ernstes steckt?

Ursachen: Was kann Ohrenschmerzen auslösen?

Die Ohren sind sehr empfindlich, denn in ihnen verlaufen unzählige Nervenenden, die schon auf kleinste Reize reagieren. Selbst kleine Störungen wie ein Ohrenschmalzpfropf oder eine Entzündung können deshalb unangenehme Schmerzen auslösen. Die Beschwerden können im äusseren Ohr, im Mittelohr oder im Innenohr entstehen und ganz unterschiedlich empfunden werden: stechend, dumpf, pochend oder klopfend. Oft begleiten zusätzliche Symptome wie Schwindel, Hörprobleme oder ein Druckgefühl die Beschwerden.

Infektionen und Entzündungen sind besonders häufig die Auslöser. Eine akute Mittelohrentzündung, wie sie vor allem bei Kindern nach einem Atemwegsinfekt auftritt, kann heftige, plötzlich einsetzende Schmerzen verursachen. Oft geht sie mit Fieber und einer Hörminderung einher. Auch eine Entzündung des äusseren Gehörgangs, die manchmal durch verschmutztes Wasser, Viren oder Allergien ausgelöst wird, macht sich mit starken Schmerzen, Schwellungen und einem Druckgefühl bemerkbar. Selbst eine harmlose Mandel- oder Nasennebenhöhlenentzündung kann über die Nervenbahnen Schmerzen ins Ohr ausstrahlen.

Aber nicht nur Infektionen sind schuld, auch mechanische Ursachen spielen eine Rolle. Ein verstopfter Gehörgang, beispielsweise durch Ohrenschmalz oder einen kleinen Fremdkörper wie eine Murmel bei Kindern, kann drückende oder dumpfe Schmerzen verursachen. Verletzungen wie ein Riss im Trommelfell, der beispielsweise durch spitze Gegenstände, zu heftiges Reinigen mit Wattestäbchen oder starke Druckschwankungen beim Tauchen oder Fliegen verursacht wird, gelten als Trommelfellverletzung und lösen oft stechende Qualen und Schwindel aus. Auch laute Knallgeräusche oder Explosionen können das empfindliche Gewebe schädigen.

Zudem sind „indirekte“ Ursachen nicht zu unterschätzen. So können beispielsweise Kiefergelenksprobleme, Zähneknirschen, Weisheitszahnentzündungen oder Verspannungen der Halswirbelsäule zu Schmerzen im Ohr führen. Bei älteren Menschen tritt manchmal auch ein sogenannter Ohrherpes auf, der mit Bläschen, starkem Brennen und Qualen verbunden ist.

Seltener, aber ernst zu nehmend sind Tumoren im Bereich des Ohrs, des Rachens oder des Kehlkopfs. Auch sie können Beschwerden verursachen.

Wie empfinden Sie Ihre Ohrenschmerzen am häufigsten?

stechend
dumpf
pochend oder klopfend
ziehend
unterschiedlich, je nach Situation
ich habe nie Ohrenschmerzen
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Symptome: Wie äussern sich Ohrenschmerzen?

Ohrenschmerzen können sich auf verschiedene Weise bemerkbar machen. Sie können plötzlich und heftig auftreten oder sich langsam und fast unbemerkt einschleichen. Betroffene spüren oft zunächst ein unangenehmes Druckgefühl im Ohr, bevor der eigentliche Schmerz einsetzt. Dieser kann dumpf, stechend, pochend oder ziehend sein und manchmal sogar bis in den Kiefer oder den Kopf ausstrahlen.

Je nach Ursache können weitere Symptome auftreten. Häufig kommt es zu Hörproblemen sowie zu einem störenden Rauschen oder Piepen im Ohr. Auch Ausfluss aus dem Ohr oder ein unangenehmes Jucken im Gehörgang sind möglich. Einige Betroffene berichten zudem von Schwindel, Fieber, Kopfschmerzen oder einem allgemeinen Krankheitsgefühl, insbesondere, wenn eine Infektion die Ursache ist.

Nicht selten gehen Ohrenschmerzen mit typischen Erkältungsbeschwerden wie Husten, Halsschmerzen oder einer Nasenverstopfung einher. Während die Beschwerden bei den meisten Menschen nach einigen Tagen von selbst abklingen, können sie in manchen Fällen länger anhalten und auf eine chronische Erkrankung hindeuten.

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  • Ohrenschmerzen sind ein häufiges Symptom im Kindesalter und Jungen leiden häufiger als Mädchen darunter.
  • Bei Kindern gelangen Krankheitserreger leichter ins Mittelohr, da der Verbindungsgang zwischen Nasen-Rachen-Raum und Mittelohr bei Ihnen kürzer und waagrechter angelegt ist, als bei den Erwachsenen.
  • Depressive Erkrankungen können sich manchmal in Schwindelgefühlen, Ohrgeräuschen und Ohrenschmerzen äussern.

Welche Symptome kann Wasser im Ohr auslösen?

Es kann nach dem Schwimmen, Duschen oder Tauchen passieren. Plötzlich fühlt sich das Ohr dumpf an, als wäre man noch immer unter Wasser. Oft bleibt Wasser im Gehörgang „stecken“ und löst bereits nach wenigen Stunden unangenehme Beschwerden aus.

Zunächst bemerkt man ein dumpfes Druckgefühl im Ohr. Das Hören wirkt gedämpft und manchmal ist sogar ein leises Knistern oder Rauschen zu hören, als würde sich Wasser darin bewegen. Oft juckt es im Gehörgang und bereits leichtes Ziehen am Ohrläppchen oder Druck auf den kleinen Knorpel vor dem Gehörgang (Tragus) ist schmerzhaft.

Falls Wasser länger im Ohr bleibt und sich Bakterien ausbreiten, kann es zu einer sogenannten Badeotitis kommen, einer schmerzhaften Gehörgangsentzündung. Typische Anzeichen dafür sind Rötungen, Schwellungen und eine Erwärmung der Haut rund ums Ohr. Oft läuft auch eine gelbliche Flüssigkeit aus dem Ohr, die im Gehörgang antrocknet und Krusten oder schuppige Haut hinterlässt.

Wie lassen sich Ohrenschmerzen bei Flugreisen vermeiden?

Viele kennen es, wenn das Flugzeug abhebt oder zur Landung ansetzt, fühlt sich das Ohr plötzlich „zu“. Ein unangenehmer Druck breitet sich aus, es ploppt, manchmal piepst oder summt es sogar und im schlimmsten Fall kommt ein stechender Schmerz hinzu. Schuld ist der plötzliche Luftdruckunterschied zwischen Kabine und Mittelohr, der das Trommelfell belastet. In der Medizin wird dieses Phänomen Barotrauma genannt.

Damit der Druckausgleich gelingt, sorgt die Eustachische Röhre normalerweise dafür, dass Luft vom Rachenraum ins Mittelohr strömt. Diese natürliche Belüftung hält den Druck auf beiden Seiten des Trommelfells im Gleichgewicht. Wenn sie jedoch durch eine Erkältung, Schwellungen oder einen zu schnellen Druckwechsel blockiert ist, kann es richtig unangenehm werden. Glücklicherweise gibt es einige einfache Tricks, um Ohrenschmerzen beim Fliegen vorzubeugen oder sie schnell wieder loszuwerden.

Die wohl bekannteste Methode ist es, durch Kauen oder Schlucken die Eustachische Röhre anzuregen und so den Druck auszugleichen. Auch bei Babys wirkt das Stillen oder Trinken aus dem Fläschchen nach dem gleichen Prinzip. Wenn diese Massnahmen nicht ausreichen, hilft oft die sogenannte Valsalva-Methode. Nase zuhalten, Mund schliessen und sanft versuchen, durch die Nase auszuatmen. Dabei sollte es im Ohr leise „ploppen”.

Wenn die Nase verstopft ist, lohnt es sich, vor dem Start und vor der Landung ein abschwellendes Nasenspray oder Nasentropfen zu verwenden. Es öffnet die Eustachische Röhre und ermöglicht so den Druckausgleich, auch wenn die Atemwege verstopft sind. Es gibt auch spezielle Flug-Ohrstöpsel, die den Druckanstieg verlangsamen und das Trommelfell schonen. Sie sind insbesondere für Personen mit empfindlichen Ohren gut geeignet.

Und wenn die Schmerzen nach der Landung trotz aller Massnahmen nicht verschwinden, ist es besser, einen Arzt aufzusuchen – vor allem, wenn Fieber, starker Schwindel oder anhaltender Hörverlust dazukommen. In seltenen Fällen kann ein unbehandeltes Barotrauma das Trommelfell verletzen oder sogar zum Reissen bringen.

Kann Stress Ohrenschmerzen verursachen?

Stress schlägt nicht nur auf die Nerven, sondern kann sich auch ganz konkret auf unsere Ohren auswirken. Unter Stress verspannt häufig die Muskulatur im Nacken- und Kieferbereich. Diese Verspannungen können auf die empfindlichen Nerven rund ums Ohr drücken und so Schmerzen oder Druckgefühle auslösen. Auch Spannungskopfschmerzen oder Migräne, die ebenfalls stressbedingt sein können, gehen häufig mit Ohrenschmerzen einher.

Bei länger anhaltendem Stress gerät zudem das Immunsystem aus dem Gleichgewicht, wodurch sich das Risiko für Entzündungen im Ohrbereich erhöht. In manchen Fällen kann Stress sogar einen Hörsturz oder Tinnitus begünstigen. Typisch dafür ist ein plötzlicher Hörverlust auf einem Ohr, begleitet von Pfeifen, Rauschen und einem dumpfen Druckgefühl.

Schlechtes Hören durch stressbedingte Hörprobleme kostet darüber hinaus viel Kraft und Konzentration. Das ständige Bemühen, Geräusche wahrzunehmen und Gesprächen zu folgen, kann zu zusätzlicher Müdigkeit und noch mehr Stress führen – ein Teufelskreis.

Doch mit Entspannung, gezielten Strategien zur Stressbewältigung und gegebenenfalls medizinischer Unterstützung lassen sich diese Beschwerden in den Griff bekommen. Wer anhaltende Ohrenschmerzen oder Hörprobleme verspürt, sollte dies ärztlich abklären lassen – nicht nur, um ernsthafte Ursachen auszuschliessen, sondern auch, um rechtzeitig gegensteuern zu können.

Wann sollte bei Ohrenschmerzen ein Arzt aufgesucht werden?

Ohrenschmerzen sind nicht nur unangenehm, sondern können auch auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen. Deshalb sollten sie in jedem Alter ärztlich abgeklärt werden – insbesondere, wenn sie plötzlich stark auftreten, lange anhalten oder von ungewöhnlichen Begleiterscheinungen einher gehen.

Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn zusätzlich Flüssigkeit oder Eiter aus dem Ohr läuft, das Ohr oder der Bereich dahinter stark anschwillt und gerötet ist oder die Schmerzen zusammen mit Schnupfen, Heiserkeit oder Schluckbeschwerden auftreten. Auch bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Diabetes ist ein Arztbesuch dringend empfohlen.

Ausserdem ist es wichtig, auf eigene „Behandlungsversuche“ mit Wattestäbchen oder anderen Hilfsmitteln im Ohr zu verzichten, da diese die Situation verschlimmern oder zu Verletzungen führen können.

Als erste Anlaufstelle eignen sich Hausarzt oder Kinderarzt. Bei Bedarf überweisen diese an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt, der auf solche Beschwerden spezialisiert ist. In manchen Fällen können auch Zahnärzte, Neurologen oder Orthopäden weiterhelfen, wenn die Ursache in den Zähnen, dem Kiefer oder den Nerven liegt.

Welche Untersuchungen führen Ärzte bei Ohrenschmerzen durch?

Bei Ohrenschmerzen geht der Arzt den Ursachen Schritt für Schritt auf den Grund. Zunächst steht ein Gespräch im Mittelpunkt, in dem der Arzt nach Art, Dauer und Stärke der Schmerzen sowie nach möglichen Begleiterscheinungen und Vorerkrankungen fragt. So lässt sich bereits ein erster Verdacht entwickeln.

Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung, um eine möglichst präzise Diagnose zu stellen. Mit einem kleinen Spezialinstrument wirft der Arzt einen genauen Blick ins äussere und innere Ohr. In der Regel werden auch Nase, Rachen und manchmal der Kehlkopf untersucht, um mögliche Entzündungsherde zu entdecken.

Je nach Befund kann ein Hörtest sinnvoll sein, um das Ausmass einer möglichen Hörminderung festzustellen. Tritt Sekret aus dem Ohr aus, wird dieses manchmal im Labor untersucht. Ebenso kann eine Blutuntersuchung Hinweise auf eine Infektion liefern.

In bestimmten Fällen, etwa bei unklaren oder schwerwiegenden Beschwerden, greifen Ärzte zudem auf bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Magnetresonanztomografie oder Computertomografie zurück. So können sie die Strukturen im Ohr- und Kopfbereich noch genauer beurteilen. So können sie die Ursache der Schmerzen präzise bestimmen und die passende Behandlung einleiten.

Ohrenschmerzen: so lindern und vermeiden Sie die Beschwerden richtig

  • Nehmen Sie Ohrenschmerzen immer ernst, auch wenn sie zunächst harmlos erscheinen. Unbehandelt können sie zu schweren Komplikationen wie Hörverlust oder Entzündungen führen. Suchen Sie daher bei starken, langanhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen unbedingt einen Arzt auf.
  • Verzichten Sie darauf, mit Wattestäbchen oder anderen Gegenständen im Ohr zu „putzen“. Das kann das Trommelfell verletzen oder Ohrenschmalz so verdichten, dass es zu einem schmerzhaften Pfropf wird. Reinigen Sie stattdessen nur die Ohrmuschel vorsichtig mit einem feuchten Tuch.
  • Wenn Sie erkältet sind, kann der Druckausgleich beim Fliegen oder Tauchen schwerfallen. Verwenden Sie in diesem Fall ein abschwellendes Nasenspray, um die Eustachische Röhre zu entlasten und Schmerzen vorzubeugen. Bei starker Erkältung verzichten Sie besser ganz auf Flug- oder Tauchabenteuer.
  • Schützen Sie Ihre Ohren bei Wind und Kälte mit einer Mütze oder einem Stirnband. Gerade bei empfindlichen Ohren kann schon ein kühler Luftzug nach dem Baden oder Schwitzen Schmerzen verursachen. Vor allem im Winter sind die Ohren besonders anfällig für Entzündungen.
  • Nach dem Schwimmen sollten Sie das Wasser aus dem Ohr herauslaufen lassen, indem Sie den Kopf zur Seite neigen. Tupfen Sie das Ohr anschliessend mit einem weichen Handtuch trocken. So verhindern Sie, dass Bakterien in der feuchten Umgebung Entzündungen auslösen.
  • Achten Sie darauf, beim Tauchen den Druckausgleich regelmässig durchzuführen. Verschieben Sie den Kiefer vor und zurück oder halten Sie die Nase zu und blasen Sie sanft Luft in den Rachenraum, um Ihre Ohren zu schützen. So verhindern Sie schmerzhafte Barotraumata.
  • Warme Auflagen wie ein Kirschkernkissen oder eine Rotlichtlampe können bei leichten Ohrenschmerzen wohltuend wirken. Die Wärme fördert die Durchblutung und lindert den Schmerz. Achten Sie aber darauf, die Wärmequelle nicht zu heiss anzuwenden, um Verbrennungen zu vermeiden.
  • Hausmittel wie Zwiebelsäckchen können bei leichten Beschwerden eine beruhigende Wirkung haben. Die ätherischen Öle der Zwiebel wirken entzündungshemmend und desinfizierend. Legen Sie dafür die gehackte Zwiebel in ein Tuch und platzieren Sie es für etwa 30 Minuten auf das betroffene Ohr.
  • Sollten Sie häufiger Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen haben, können Sie in der Apotheke spezielle Ohrentropfen kaufen. Diese stärken den natürlichen Schutzfilm des Gehörgangs und helfen, Entzündungen vorzubeugen. Alternativ schützen auch Ohrenstöpsel beim Baden vor Wasser im Ohr.
  • Beim Anwenden von Ohrentropfen ist es wichtig, ruhig liegen zu bleiben und das Ohr leicht nach hinten zu ziehen. So gelangt das Medikament besser an die schmerzende Stelle. Verbleiben Sie mindestens fünf Minuten in dieser Position, damit die Tropfen optimal wirken.
  • Bei Kindern sind Ohrenschmerzen besonders häufig und sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Oft steckt eine Mittelohrentzündung dahinter, die mit Medikamenten behandelt werden muss. Achten Sie bei Babys und Kleinkindern auf Zeichen wie häufiges ans Ohr fassen, Weinen oder Fieber.
  • Stärken Sie Ihr Immunsystem, um Infektionen vorzubeugen, die Ohrenschmerzen verursachen können. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und wenig Stress sind dabei hilfreich. Auch regelmässige Bewegung stärkt die Abwehrkräfte.

Ohrenschmerzen sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Symptom, das viele verschiedene Ursachen haben kann – von harmlosen Reizungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Mit der richtigen Vorsorge, Aufmerksamkeit und gegebenenfalls ärztlicher Behandlung lassen sich Beschwerden meist schnell lindern und Komplikationen vermeiden. Achten Sie auf die Signale Ihres Körpers und handeln Sie frühzeitig, um Ihre Ohren gesund zu halten.