Leptin ist ein Hormon, das für die Regulierung der Nahrungsaufnahme und damit für die Gewichtskontrolle von entscheidender Bedeutung ist. Es gehört zu den Proteohormonen, die aus über 100 verschiedenen Aminosäuren aufgebaut sind. Das oft als „Sättigungshormon” bezeichnete Leptin wird vor allem in den Fettzellen (Adipozyten) gebildet und von dort ins Blut abgegeben. Die Anzahl der Fettzellen im Körper bestimmt massgeblich den Leptinspiegel: Je mehr Fettdepots vorhanden sind, desto höher ist der Hormonspiegel.
Neben den Fettzellen wird Leptin in geringen Mengen auch im Knochenmark, in der Skelettmuskulatur, in der Magenschleimhaut und in den Hautzellen gebildet. Sobald die Nahrung in den Magen gelangt, wird es etwa 15 Minuten nach der Mahlzeit von der Magenwand ausgeschüttet. Diese hormonelle Regulation spielt eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel.
Beim gesunden Menschen wird der Leptinspiegel reguliert, um die Gesamtenergiereserven im Körper im Gleichgewicht zu halten. Wenn die Fettzellen gut gefüllt sind, schütten sie Leptin aus und signalisieren: „Wir sind satt!” Wie bereits erwähnt, wird Leptin in den Fettzellen produziert. Je mehr Fettzellen also vorhanden sind, desto mehr Leptin wird ausgeschüttet – und umgekehrt.
Leptin gelangt über die Blutbahn zu seinen Zielzellen im Hypothalamus, um dort spezifische Wirkungen auszulösen. Es kann an die Zielrezeptoren im Hypothalamus binden und hat dort zwei verschiedene Bindungsstellen, an denen es zwei verschiedene Prozesse auslöst – so dass eine Gruppe von Nervenzellen appetithemmende Botenstoffe produziert, und die andere Gruppe appetitanregende Neuropeptide.
Das grundlegende Ziel der Signalübertragung ist die Erzeugung eines Sättigungsgefühls. Leptin signalisiert dem Gehirn, dass keine weitere Nahrung benötigt wird und verhindert auf diese Weise, dass man über den eigenen Bedarf hinaus isst.
Wenn Leptin im Körper aktiv ist, werden energieverbrauchende Prozesse in Gang gesetzt. Dazu gehören eine erhöhte Stoffwechselrate, eine gesteigerte Aktivität des sympathischen Nervensystems und der Schilddrüse sowie Gewebe wie Muskeln oder Haut zu regenerieren und aufzubauen.
Eine Leptinresistenz führt zu erhöhten Leptinspiegeln im Blutkreislauf, die eine anhaltende entzündungsfördernde Aktivierung des Immunsystems begünstigen. Dies kann zu chronischen, „stillen” Entzündungen führen, die sich zu modernen Krankheitsbildern entwickeln können.
Der Leptinspiegel im Körper wird stark vom Füllstand der Fettzellen beeinflusst, der sich aus der Nahrungsaufnahme ergibt. Der Leptinspiegel steht in direktem Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Fettdepots – je mehr Fettzellen, desto mehr Leptin kann produziert werden. Auf diese Weise gibt der Leptinspiegel Aufschluss über die vorhandenen Energiereserven und zeigt an, wie der Körper mit Energie versorgt wird.
Leider gibt es keine natürlichen Lebensmittel, die Leptin enthalten, da dieses Hormon ausschliesslich von den körpereigenen Fettzellen produziert und freigesetzt wird.
Die Idee einer Hormonsupplementierung, bei der zusätzliches Leptin eingenommen wird, um die Fettverbrennung zu steigern und das Hungergefühl zu unterdrücken, mag verlockend erscheinen. Eine solche zusätzliche Einnahme von Leptin und die damit verbundene Erhöhung des Leptinspiegels würde jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Resistenz gegen Leptin führen.
Viel wichtiger ist die Sensibilisierung der Zielzellen im Hypothalamus für das Leptin-Signal. Der Sättigungseffekt hängt in erster Linie davon ab, wie gut die verschiedenen Zielrezeptoren im Hypothalamus in der Lage sind, das Signal des Botenstoffs zu erkennen.
Daher wird empfohlen, keine zusätzlichen Leptinpräparate einzunehmen. Viel wirksamer sind die Faktoren Ernährung, Bewegung und Schlaf, um den Leptinspiegel konstant zu halten und die Funktion der Rezeptoren langfristig zu verbessern.
Leptin kann einfach durch eine Blutprobe gemessen werden. Noch einfacher ist die Messung des Bauchumfangs am Bauchnabel. Dieser sollte idealerweise nicht mehr als die Hälfte der Körpergrösse betragen. Bei einer Körpergrösse von 180 cm sollte der Bauchumfang also maximal 90 cm sein. Für trainierte Leistungssportler sollte eine Reduktion von 15% das Ziel sein. Ist der Bauchumfang grösser als 50% der Körpergrösse, kann man davon ausgehen, dass bereits Fett in den Organen eingelagert ist.
Bei Übergewicht tritt häufig die Situation auf, dass hohe Leptinspiegel weder zu einer Sättigung noch zu einer Gewichtsabnahme führen. Mit zunehmendem Bauchfett produziert der Körper mehr Leptin. Im Laufe der Zeit entwickelt das Gehirn jedoch eine Resistenz gegen das Hormon, vor allem aufgrund der ständig erhöhten Leptinspiegel im Blutkreislauf: Stark übergewichtige Menschen haben trotz hoher Leptinspiegel Hungergefühle und verlieren nicht automatisch an Gewicht. Obwohl Leptin an den entsprechenden Stellen der Nervenzellen andockt, wird die Information nicht in ein Sättigungssignal umgewandelt. Es liegt eine Blockade an einer noch unklaren Stelle vor, die das Signal nicht durchlässt.
Anzeichen für eine Leptinresistenz können sein: erhöhtes Bauchfett, Bluthochdruck, Essstörungen, häufig kalte Füsse oder Hände, Müdigkeit, eine hohe Mahlzeitenfrequenz (mehr als 21 Mahlzeiten pro Woche), fehlendes Fieber bei Infekten, Menstruationsbeschwerden sowie anhaltendes und häufiges Hungergefühl.
In einer Welt, die ständig nach Wegen sucht, gesunde Essgewohnheiten zu fördern und Übergewicht zu bekämpfen, spielt Leptin zweifellos eine zentrale Rolle. Mit fortschreitender Forschung wird man vielleicht neue Wege finden, um das Gleichgewicht unseres Hormonsystems zu unterstützen. Auch kleine Schritte können jedoch bereits heute eine grosse Wirkung haben und die Gesundheit des Leptinspiegels positiv beeinflussen.