Als Gliederschmerzen werden Schmerzen in Armen, Beinen, Händen oder Füssen bezeichnet, die unterschiedliche Gewebe wie Muskeln, Gelenke, Nerven oder Knochen betreffen können. Sie sind nicht auf eine bestimmte Ursache festgelegt, sondern gelten als unspezifisches Symptom, das sowohl harmlos als auch Ausdruck einer ernsthaften Erkrankung sein kann.
Charakteristisch ist, dass das Schmerzempfinden sehr unterschiedlich ausfallen kann – von leichtem Ziehen oder Drücken bis hin zu starkem, einschränkendem Stechen. Die Beschwerden können einseitig oder beidseitig, vorübergehend oder langanhaltend auftreten. Betroffene beschreiben den Schmerz häufig als ziehend oder reissend, manchmal auch als tiefsitzend und diffus.
Da Gliederschmerzen in ihrer Ausprägung und Dauer stark variieren, beeinflussen sie die Lebensqualität je nach Intensität spürbar. In vielen Fällen verschwinden sie nach kurzer Zeit wieder, anhaltende oder unklare Symptome sollten jedoch ärztlich abgeklärt werden, um eine zugrunde liegende Erkrankung nicht zu übersehen.
Die Auslöser von chronischen Gliederschmerzen können vielfältig sein. Oft stehen sie im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten, die durch Viren oder Bakterien verursacht werden, wie zum Beispiel Corona, Masern, Mumps oder durch Zecken übertragene Erkrankungen wie FSME. In diesen Fällen verstärkt das Immunsystem durch die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe nicht nur die Abwehrreaktionen, sondern auch die Schmerzempfindlichkeit.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche nichtinfektiöse Ursachen. So können Durchblutungsstörungen, etwa infolge einer Thrombose oder einer arteriellen Verschlusskrankheit, heftige Schmerzen in den betroffenen Gliedmassen verursachen. Auch hormonelle Schwankungen, wie sie beim prämenstruellen Syndrom auftreten, können bei manchen Betroffenen zu Beschwerden im oberen und unteren Körperbereich führen.
Ebenso zählen Verletzungen, Überlastungen oder Fehlhaltungen zu den typischen Gründen. Muskelkater nach sportlicher Aktivität, eine Prellung oder ein Bandscheibenvorfall können mit Schmerzen in Armen oder Beinen einhergehen. Auch dauerhafte Fehlbelastungen, beispielsweise durch ungeeignetes Schuhwerk oder langes Sitzen, spielen eine Rolle.
Schliesslich können auch Medikamente oder Impfungen Auslöser sein. Einige Präparate, darunter Blutgerinnungshemmer wie Heparin, können Schmerzen in den Gliedern als Nebenwirkung verursachen. Nach Impfungen berichten manche Menschen ebenfalls über zeitweise auftretende Symptome, die meist Teil der normalen Immunreaktion sind.
Gliederschmerzen bei Erkältung oder Grippe werden nicht direkt durch die Viren selbst verursacht, sondern hauptsächlich durch die Reaktionen des körpereigenen Abwehrsystems. Sobald Krankheitserreger in den Körper gelangen, aktiviert das Immunsystem eine komplexe Abwehrkette. Dabei binden Antikörper an die Viren, wodurch diese unschädlich gemacht und gleichzeitig für die Fresszellen markiert werden. Dieser Prozess geht mit der Ausschüttung von Botenstoffen einher, die Entzündungen auslösen und für typische Begleiterscheinungen wie Abgeschlagenheit, Fieber und Gliederschmerzen verantwortlich sind.
Zusätzlich setzen Immunzellen Zytokine frei, welche den Abbau von Eiweissstrukturen in Muskulatur und Gelenken fördern. Dadurch werden Bausteine bereitgestellt, die für die Produktion von Abwehrstoffen benötigt werden – allerdings äussert sich dieser Vorgang in schmerzhaften Muskel- und Gelenkreaktionen. Hinzu kommt, dass weisse Blutkörperchen während einer Infektion ihre „Reparaturarbeit” an Muskelfasern vernachlässigen, da sie sich voll und ganz auf die Bekämpfung der Viren konzentrieren. In Kombination mit der durch Prostaglandine hervorgerufenen Reizung von Schmerzrezeptoren erklärt sich, warum sich Arme und Beine während einer Grippe oder starken Erkältung oft schwer und schmerzhaft anfühlen.
Nicht jede Erkältung geht automatisch mit Gliederschmerzen einher. Diese Beschwerden entstehen meist, wenn das Immunsystem stärker aktiviert wird und entzündungsfördernde Botenstoffe ausgeschüttet werden. Bei leichten Infekten ohne ausgeprägte Abwehrreaktion oder Temperaturerhöhung treten Gliederschmerzen dagegen oft gar nicht auf.
Gelegentliche Gliederschmerzen ohne Fieber sind in der Regel harmlos, sollten jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Treten die Beschwerden plötzlich auf, fehlen typische Erkältungssymptome oder verschlimmern sie sich mit der Zeit, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.
Das gilt insbesondere, wenn die Schmerzen über mehrere Tage bestehen bleiben, die Beweglichkeit deutlich einschränken oder sich trotz Ruhe und unterstützender Massnahmen wie Wärme oder leichter Schmerzmittel nicht bessern.
Ein Arztbesuch ist ebenfalls sinnvoll, wenn die Ursache unklar ist oder Erkrankungen des Bewegungsapparats, der Gefässe oder des Stoffwechsels als Auslöser infrage kommen. So lassen sich ernste Auslöser frühzeitig erkennen und geeignete Behandlungsschritte einleiten.
Bei der Abklärung von Gliederschmerzen gehen Ärzte schrittweise vor. Zu Beginn findet einausführliches Gespräch statt, in dem Informationen zu Dauer, Intensität, genaue Lokalisation und mögliche Begleitsymptome erfasst werden. Dabei können auch Angaben zu beruflichen Belastungen oder sportlichen Aktivitäten relevant sein. In vielen Praxen erleichtern digitale Fragebögen die strukturierte Erhebung dieser Informationen.
Im nächsten Schritt folgt eine körperliche Untersuchung: der Arzt achtet auf die Bewegungsabläufe, prüft die Haltung und tastet die schmerzenden Bereiche gezielt ab. So lassen sich Schwellungen, Überwärmung, Rötungen oder Einschränkungen der Beweglichkeit feststellen. Zudem können Sensibilität und Muskelkraft getestet werden, um Rückschlüsse auf mögliche Ursachen zu ziehen.
Bei Bedarf wird die Untersuchung durch bildgebende Verfahren ergänzt. Ultraschall, Röntgenaufnahmen, CT oder MRT liefern detaillierte Informationen über Knochen, Gelenke, Muskeln und Nerven. Auch Laboruntersuchungen können wichtig sein, z. B. wenn bestimmte Blutwerte auf Entzündungen oder Stoffwechselstörungen wie Gicht hindeuten.
In komplizierteren Fällen erfolgt die Diagnostik häufig interdisziplinär: Fachrichtungen wie Rheumatologie, Neurologie oder Schmerztherapie arbeiten dann zusammen, um eine möglichst präzise Diagnose und eine darauf abgestimmte Behandlung zu ermöglichen.
Gliederschmerzen sind zwar unangenehm, lassen sich aber häufig durch einfache Massnahmen deutlich lindern. Wenn die Symptome bestehen bleiben, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll.