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Gliederschmerzen

Wenn jede Bewegung schwerfällt

Wenn jede Bewegung schwerfällt

Ein Ziehen in den Armen, Schwere in den Beinen, allgemeine Müdigkeit – Gliederschmerzen können viele Gesichter haben. Oft treten sie plötzlich auf und lassen sich nicht sofort zuordnen. Doch woran erkennt man, ob dabei nur eine vorübergehende Belastung vorliegt oder ob eine Erkrankung dahintersteckt?

Was sind Gliederschmerzen?

Als Gliederschmerzen werden Schmerzen in Armen, Beinen, Händen oder Füssen bezeichnet, die unterschiedliche Gewebe wie Muskeln, Gelenke, Nerven oder Knochen betreffen können. Sie sind nicht auf eine bestimmte Ursache festgelegt, sondern gelten als unspezifisches Symptom, das sowohl harmlos als auch Ausdruck einer ernsthaften Erkrankung sein kann.

Charakteristisch ist, dass das Schmerzempfinden sehr unterschiedlich ausfallen kann – von leichtem Ziehen oder Drücken bis hin zu starkem, einschränkendem Stechen. Die Beschwerden können einseitig oder beidseitig, vorübergehend oder langanhaltend auftreten. Betroffene beschreiben den Schmerz häufig als ziehend oder reissend, manchmal auch als tiefsitzend und diffus.

Da Gliederschmerzen in ihrer Ausprägung und Dauer stark variieren, beeinflussen sie die Lebensqualität je nach Intensität spürbar. In vielen Fällen verschwinden sie nach kurzer Zeit wieder, anhaltende oder unklare Symptome sollten jedoch ärztlich abgeklärt werden, um eine zugrunde liegende Erkrankung nicht zu übersehen.

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  • Männer sind seltener von anhaltenden Gliederschmerzen betroffen als Frauen. Mit zunehmendem Alter treten solche Schmerzen jedoch bei beiden Geschlechtern häufiger auf.
  • Während und nach den Wechseljahren leiden mehr als die Hälfte der Frauen neben anderen Beschwerden wie Hitzewallungen auch unter Schmerzen in Muskeln und Gelenken.
  • Bei einer bestehenden Gelenkerkrankung können Gliederschmerzen durch Wetterumschwünge verstärkt werden.

Welche Ursachen haben chronische Gliederschmerzen?

Die Auslöser von chronischen Gliederschmerzen können vielfältig sein. Oft stehen sie im Zusammenhang mit Infektionskrankheiten, die durch Viren oder Bakterien verursacht werden, wie zum Beispiel Corona, Masern, Mumps oder durch Zecken übertragene Erkrankungen wie FSME. In diesen Fällen verstärkt das Immunsystem durch die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe nicht nur die Abwehrreaktionen, sondern auch die Schmerzempfindlichkeit.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche nichtinfektiöse Ursachen. So können Durchblutungsstörungen, etwa infolge einer Thrombose oder einer arteriellen Verschlusskrankheit, heftige Schmerzen in den betroffenen Gliedmassen verursachen. Auch hormonelle Schwankungen, wie sie beim prämenstruellen Syndrom auftreten, können bei manchen Betroffenen zu Beschwerden im oberen und unteren Körperbereich führen.

Ebenso zählen Verletzungen, Überlastungen oder Fehlhaltungen zu den typischen Gründen. Muskelkater nach sportlicher Aktivität, eine Prellung oder ein Bandscheibenvorfall können mit Schmerzen in Armen oder Beinen einhergehen. Auch dauerhafte Fehlbelastungen, beispielsweise durch ungeeignetes Schuhwerk oder langes Sitzen, spielen eine Rolle.

Schliesslich können auch Medikamente oder Impfungen Auslöser sein. Einige Präparate, darunter Blutgerinnungshemmer wie Heparin, können Schmerzen in den Gliedern als Nebenwirkung verursachen. Nach Impfungen berichten manche Menschen ebenfalls über zeitweise auftretende Symptome, die meist Teil der normalen Immunreaktion sind.

Wie entstehen Gliederschmerzen bei Erkältung und Grippe?

Gliederschmerzen bei Erkältung oder Grippe werden nicht direkt durch die Viren selbst verursacht, sondern hauptsächlich durch die Reaktionen des körpereigenen Abwehrsystems. Sobald Krankheitserreger in den Körper gelangen, aktiviert das Immunsystem eine komplexe Abwehrkette. Dabei binden Antikörper an die Viren, wodurch diese unschädlich gemacht und gleichzeitig für die Fresszellen markiert werden. Dieser Prozess geht mit der Ausschüttung von Botenstoffen einher, die Entzündungen auslösen und für typische Begleiterscheinungen wie Abgeschlagenheit, Fieber und Gliederschmerzen verantwortlich sind.

Zusätzlich setzen Immunzellen Zytokine frei, welche den Abbau von Eiweissstrukturen in Muskulatur und Gelenken fördern. Dadurch werden Bausteine bereitgestellt, die für die Produktion von Abwehrstoffen benötigt werden – allerdings äussert sich dieser Vorgang in schmerzhaften Muskel- und Gelenkreaktionen. Hinzu kommt, dass weisse Blutkörperchen während einer Infektion ihre „Reparaturarbeit” an Muskelfasern vernachlässigen, da sie sich voll und ganz auf die Bekämpfung der Viren konzentrieren. In Kombination mit der durch Prostaglandine hervorgerufenen Reizung von Schmerzrezeptoren erklärt sich, warum sich Arme und Beine während einer Grippe oder starken Erkältung oft schwer und schmerzhaft anfühlen.

Wo spüren Sie Gliederschmerzen am stärksten?

Arme
Beine
mehrere Körperregionen gleichzeitig
andere Körperregionen
ich habe keine Gliederschmerzen
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Bekommt man bei jeder Erkältung Gliederschmerzen?

Nicht jede Erkältung geht automatisch mit Gliederschmerzen einher. Diese Beschwerden entstehen meist, wenn das Immunsystem stärker aktiviert wird und entzündungsfördernde Botenstoffe ausgeschüttet werden. Bei leichten Infekten ohne ausgeprägte Abwehrreaktion oder Temperaturerhöhung treten Gliederschmerzen dagegen oft gar nicht auf.

Gliederschmerzen ohne Fieber: Wann zum Arzt?

Gelegentliche Gliederschmerzen ohne Fieber sind in der Regel harmlos, sollten jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Treten die Beschwerden plötzlich auf, fehlen typische Erkältungssymptome oder verschlimmern sie sich mit der Zeit, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Das gilt insbesondere, wenn die Schmerzen über mehrere Tage bestehen bleiben, die Beweglichkeit deutlich einschränken oder sich trotz Ruhe und unterstützender Massnahmen wie Wärme oder leichter Schmerzmittel nicht bessern.

Ein Arztbesuch ist ebenfalls sinnvoll, wenn die Ursache unklar ist oder Erkrankungen des Bewegungsapparats, der Gefässe oder des Stoffwechsels als Auslöser infrage kommen. So lassen sich ernste Auslöser frühzeitig erkennen und geeignete Behandlungsschritte einleiten.

Wie werden Gliederschmerzen vom Arzt untersucht?

Bei der Abklärung von Gliederschmerzen gehen Ärzte schrittweise vor. Zu Beginn findet einausführliches Gespräch statt, in dem Informationen zu Dauer, Intensität, genaue Lokalisation und mögliche Begleitsymptome erfasst werden. Dabei können auch Angaben zu beruflichen Belastungen oder sportlichen Aktivitäten relevant sein. In vielen Praxen erleichtern digitale Fragebögen die strukturierte Erhebung dieser Informationen.

Im nächsten Schritt folgt eine körperliche Untersuchung: der Arzt achtet auf die Bewegungsabläufe, prüft die Haltung und tastet die schmerzenden Bereiche gezielt ab. So lassen sich Schwellungen, Überwärmung, Rötungen oder Einschränkungen der Beweglichkeit feststellen. Zudem können Sensibilität und Muskelkraft getestet werden, um Rückschlüsse auf mögliche Ursachen zu ziehen.

Bei Bedarf wird die Untersuchung durch bildgebende Verfahren ergänzt. Ultraschall, Röntgenaufnahmen, CT oder MRT liefern detaillierte Informationen über Knochen, Gelenke, Muskeln und Nerven. Auch Laboruntersuchungen können wichtig sein, z. B. wenn bestimmte Blutwerte auf Entzündungen oder Stoffwechselstörungen wie Gicht hindeuten.

In komplizierteren Fällen erfolgt die Diagnostik häufig interdisziplinär: Fachrichtungen wie Rheumatologie, Neurologie oder Schmerztherapie arbeiten dann zusammen, um eine möglichst präzise Diagnose und eine darauf abgestimmte Behandlung zu ermöglichen.

So werden Sie Gliederschmerzen leichter los: praktische Tipps

  • Wenden Sie kalte Waden- oder Armwickel an. Befeuchten Sie dazu Handtücher mit handwarmem Wasser, wringen Sie aus und wickeln Sie diese um die Extremitäten, zum Beispiel die Waden oder Unterarme. Legen Sie anschliessend ein trockenes Tuch darüber und lassen Sie die Wickel 10 bis 15 Minuten lang wirken. Die Wickel verbessern die Durchblutung, lindern Schmerzen und senken Fieber.
  • Trinken Sie ausreichend – mindestens 2 Liter täglich. Greifen Sie zu Kräutertees wie Kamille, Lindenblüte, Holunder, Weidenrinde oder Ingwer. Diese wärmen den Körper, beruhigen ihn und enthalten schmerzlindernde Pflanzenstoffe.
  • Bettruhe ist wichtig. Bleiben Sie bei einer Erkältung mit schmerzenden Gliedern im Bett. So kann Ihr Immunsystem effektiver gegen Erreger arbeiten.
  • Bei Gliederschmerzen ohne Fieber können Sie ein warmes Bad nehmen. Füllen Sie die Badewanne mit Wasser zwischen 32 und 39 °C und baden Sie 15 bis 20 Minuten lang. Die Wärme wirkt muskelentspannend, fördert die Durchblutung und reduziert die Schmerzen.
  • Geben Sie ätherische Öle ins Bad. Fichtennadel-, Thymian-, Eukalyptus- oder Mentholöl verstärken die schmerzlindernde Wirkung. Achten Sie darauf, bei Asthma, in der Schwangerschaft oder bei Kleinkindern Badezusätze zu vermeiden.
  • Nutzen Sie Hausmittel mit Heilpflanzen. Kochen Sie 400 g Birkenblätter, 500 g Brennnesselblätter oder 500 g Fichtennadeln in 2 l Wasser auf. Seihen Sie den Sud ab und geben Sie ihn ins Badewasser. 15 Minuten Badezeit sind ausreichend.
  • Bei einer Temperatur über 38 °C sollten Sie auf heisse Bäder verzichten, da diese den Kreislauf zusätzlich belasten. Greifen Sie stattdessen auf kühlende Wickel zurück.
  • Setzen Sie Wärme gezielt ein. Wenn Sie frösteln, nutzen Sie Wärmflaschen, Körnerkissen oder warme Umschläge. Wärme lockert die Muskulatur und wirkt beruhigend.
  • Bei Kopfschmerzen und Muskelschmerzen können Sie Pfefferminzöl anwenden. Massieren Sie dazu wenige Tropfen auf die Stirn und die Schläfen oder die schmerzenden Glieder. Der kühlende Effekt entspannt und lindert die Schmerzen.
  • Vermeiden Sie einseitige Belastungen bei der Arbeit oder beim Sport. Wechseln Sie die Bewegungsarten ab und entscheiden Sie sich für gelenkschonende Aktivitäten wie Schwimmen oder Walking. Auch Übungen für die Rücken- und Bauchmuskeln sind empfehlenswert, da sie die Belastbarkeit der Gelenkstrukturen erhöhen, die Haltung verbessern und Schmerzen durch Überlastung vorbeugen.
  • Falls nötig, reduzieren Sie Übergewicht. Schon wenige Kilo weniger entlasten Knie, Hüften und Rücken. Die Druckbelastung in diesen Bereichen nimmt spürbar ab und Schmerzen treten seltener auf.
  • Nutzen Sie Hausmittel aus der Küche. Hühnersuppe, Zwiebelsuppe, Rote Bete oder Sanddornsaft stärken das Immunsystem, liefern Flüssigkeit und können Gliederschmerzen, die durch eine grippale Infektion verursacht wurden, lindern.
  • Wenn nötig, können auch Medikamente eingenommen werden. Ibuprofen, ASS oder Paracetamol verschaffen Linderung und senken Fieber. Verwenden Sie diese ohne ärztlichen Rat jedoch nicht länger als drei Tage und beachten Sie die Packungsbeilage, die Sie in jeder Apotheke erhalten.
  • Dennoch sollten Sie auf ernsthafte Anzeichen achten: halten die Schmerzen an oder kommen Schwellungen, Taubheitsgefühle oder Atemnot hinzu, kann eine Venenthrombose, Radikulopathie oder Ischämie vorliegen. In solchen Fällen ist eine ärztliche Abklärung nötig, bei der die Anamnese die Ursache klärt.
  • Bei Fehlstellungen wie Senk- oder Spreizfüssen können Einlagen die Belastung ausgleichen. Das verringert Gelenkschmerzen und beugt weiteren Problemen vor.

Gliederschmerzen sind zwar unangenehm, lassen sich aber häufig durch einfache Massnahmen deutlich lindern. Wenn die Symptome bestehen bleiben, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll.